„Sein oder nicht sein.“ Das
ist eine zentrale Frage, mit der sich Schauspieler regelmäßig herumschlagen
müssen. Nicht nur in Shakespeares „Hamlet“, sondern auch im
harten Berufsalltag.
Doch gerade auf der Bühne ist es wichtig „zu existieren“: zu
leben, zu agieren und reagieren, wahrnehmen, geben, nehmen, weitergeben, zulassen.
Erst dann wird der Schauspieler „wirklich“ – erst dann ist
er glaubhaft. Der Bühnenraum, die Partner, die Zuschauer – alles
wird zu einem Ganzen, etwas Lebendigem – wenn man offen ist für alles,
was im Augenblick geschieht….
Vom Inneren ins Äußere
Von Ängsten, ihren Nebenwirkungen und die Möglichkeit der Überwindung
„Um Kreativ zu sein, muss man immer
das Risiko des Scheiterns eingehen.“
Jerzy Grotowsky
Dieser Satz könnte auch lauten:
„Habe keine Angst vor dem, was Du tust.“
Angst ist ein beschränkender Faktor auf der Bühne. Ein Schauspieler,
der darauf bedacht ist „zu gefallen“ (also Angst hat, nicht zu gefallen),
ist nicht offen für den Moment, den Augenblick. Er ist so sehr damit beschäftigt,
nichts „falsch“ zu machen, dass ihm kein Raum bleibt, um Kreativität
zu entwickeln. „Bloß keinen Fehler machen.“ Ein berühmtes
Beispiel hierfür ist die Angst davor, den Text zu vergessen: Sobald man
Angst davor hat, ist es auch schon passiert.
Wenn man begreift, dass
1. jeder Augenblick einzigartig ist und
deswegen nicht verschwendet werden sollte,
2. Fehler verzeihlich und dazu da sind, zu lernen und nicht zu verzweifeln,
3. man sich Fehler selber (und auch Anderen) verzeihen kann,
wird nicht nur
1. an Bühnenausstrahlung durch sicheres Auftreten gewinnen,
2. effizient und konzentriert arbeiten,
3. mit gesundem Humor und ohne Angst seinen Schwächen gegenübertreten,
4. mühelos Improvisieren können,
sondern auch
1. sich in jedes Ensemble ohne Probleme einfügen und mit jedem Regisseur
arbeiten können,
2. zuverlässig,
und 3. in jeder Situation hilfsbereit und freundlich sein.
Durch das „Vertrauen in sich selbst“, den „Wegfall von Ängsten“ wird man frei, offen für Kritik und offen für den Augenblick. Ich habe gelernt, mir bis zu einem gewissen Grad zu Vertrauen. Mit „Selbstliebe“ meine ich die Möglichkeit, unabhängig von der Meinung Anderer zu arbeiten und leben. Ich benötige weder Zuspruch noch lasse ich mich leicht persönlich verletzen. Angesprochene Fehler prüfen, wenn notwendig korrigieren, ohne sich mit Selbstvorwürfen aufzuhalten.
Ich………………………………………………………………………………………………..
• erkenne im Wesentlichen wo ich stehe, wo meine Grenzen liegen und bin bestrebt, diese Grenzen zu erweitern.
• übernehme Verantwortung für das, was ich tue. Ich stehe zu allem was ich mache, sage oder schreibe (so auch hierzu).
• gehe ebenso aufmerksam durch das Leben als auch über die Bühne.
• habe es nicht nötig zu lügen
und sage offen was ich denke, – es sei denn, es ist in der entsprechenden
Situation unproduktiv, rücksichtslos oder mehr hinderlich als nützlich.
Ich bin da.
Diese Offenheit, Ehrlichkeit und Präsenz
auf der Bühne birgt Spielfreude in sich. Spielfreude wiederum birgt ein
ungeheures Potential an Energie, Willenskraft und Kreativität – der
Beruf wird wortwörtlich zur Leidenschaft.
Gleichzeitig halte ich angemessene Zurückhaltung, Bescheidenheit
und Respekt für wesentliche Tugenden.